Das Schweizer Vorsorgesystem einfach erklärt

Die 1. Säu­le um­fasst die Al­ters- und Hin­ter­las­se­nen­ver­si­che­rung (AHV), die In­va­li­den­ver­si­che­rung (IV) und die Er­gän­zungs­leis­tun­gen (EL). Das Ziel der 1. Säu­le ist die Exis­tenz­si­che­rung im Al­ter und bei In­va­li­di­tät. Die Leis­tun­gen der 1. Säu­le wer­den haupt­säch­lich im Um­la­ge­ver­fah­ren fi­nan­ziert, d.h. die Bei­trä­ge der Ar­beit­neh­mer und Ar­beit­ge­ber wer­den un­mit­tel­bar an die Leis­tungs­be­rech­tig­ten aus­be­zahlt. Der klei­ne­re Teil der Aus­ga­ben wird über Bei­trä­ge des Bun­des und Ein­nah­men aus der Mehr­wert­steu­er und Spiel­ban­ken­ab­ga­be fi­nan­ziert.

Die 2. Säu­le, die be­ruf­li­che Vor­sor­ge (BVG), leis­tet in der Schweiz seit Jahr­zehn­ten einen zen­tra­len Bei­trag zur Al­ters-, Hin­ter­las­se­nen- und In­va­li­den­vor­sor­ge. Die be­ruf­li­che Vor­sor­ge in der Schweiz wur­de nicht erst 1985 mit dem BVG ge­schaf­fen, son­dern hat ih­ren Ur­sprung im 19. Jahr­hun­dert. Mit dem 1985 als Rah­men­ge­setz in Kraft ge­tre­te­nen BVG wur­de der seit 1972 be­ste­hen­de Ver­fas­sungs­auf­trag auf Ge­set­zes­stu­fe um­ge­setzt. Die be­ruf­li­che Vor­sor­ge ist im Ka­pi­tal­de­ckungs­ver­fah­ren fi­nan­ziert, d.h. die Spa­ran­tei­le ei­nes je­den Ver­si­cher­ten wer­den am Ka­pi­tal­markt an­ge­legt. Das so ent­ste­hen­de Vor­sor­ge­ver­mö­gen wird dem Ver­si­cher­ten im Al­ter als Ren­te und/ oder Ka­pi­tal aus­ge­zahlt.
Ge­mä­ss dem Schwei­ze­ri­schen Un­fall­ver­si­che­rungs­ge­setz (UVG) sind al­le in der Schweiz be­schäf­tig­ten Ar­beit­neh­men­den ob­li­ga­to­risch ge­gen Un­fäl­le und Be­rufs­krank­hei­ten ver­si­chert. Wer min­des­tens 8 Wo­chen­stun­den beim glei­chen Ar­beit­ge­ber ar­bei­tet, ist eben­falls ge­gen Nicht­be­rufs­un­fäl­le.

Pen­si­ons­kas­sen, wel­che selbst­stän­di­ge Rechts­trä­ger sind, um­ge­setzt. Als Rechts­for­men sind Stif­tun­gen oder Ein­rich­tun­gen des öf­fent­li­chen Rechts mit ei­ge­ner Rechts­per­sön­lich­keit vor­ge­se­hen (frü­her auch Ge­nos­sen­schaf­ten; die­se sind nicht mehr vor­ge­se­hen). Das BVG de­fi­niert die Min­dest­leis­tun­gen, die sämt­li­che re­gis­trier­ten Vor­sor­ge­ein­rich­tun­gen aus­rich­ten müs­sen. Dar­über hin­aus ver­fü­gen die Vor­sor­ge­ein­rich­tun­gen ne­ben ei­nem ge­setz­lich ein­zu­hal­ten­den Min­dest­stan­dard (ob­li­ga­to­ri­sche be­ruf­li­che Vor­sor­ge als öf­fent­lich-recht­li­che Grund­la­ge) über einen Selbst­stän­dig­keits­be­reich (wei­ter­ge­hen­de be­ruf­li­che Vor­sor­ge, Über­ob­li­ga­to­ri­um). Ei­ne Kom­bi­na­ti­on die­ser bei­den Be­rei­che zeigt sich bei den in der Pra­xis über­wie­gend vor­ vor­herr­schen­den um­hül­len­den Vor­sor­ge­ein­rich­tun­gen. Bei die­sen han­delt es sich um je­ne re­gis­trier­ten Vor­sor­ge­ein­rich­tun­gen, die über den BVG-Min­dest­be­reich hin­aus wei­ter­ge­hen­de Leis­tun­gen vor­se­hen.

Die 3. Säu­le um­fasst die pri­va­te Vor­sor­ge. Sie ist frei­wil­lig und wird wie die 2. Säu­le im Ka­pi­tal­de­ckungs­ver­fah­ren fi­nan­ziert. Da­durch, dass die ein­ge­zahl­ten Bei­trä­ge vom steu­er­pflich­ti­gen Ein­kom­men ab­ge­zo­gen wer­den kön­nen, setzt der Staat einen An­reiz für das pri­va­te Spa­ren. Die 3. Säu­le dient der De­ckung von Zu­satz­be­darf und von Vor­sor­ge­lücken. 

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